Die ersten fünf Songs sind fertig!

31.12.2021
Von Rainer Stemmermann und Martina Weinem

Die pandemiebedingten Einschränkungen haben die Chorszene hart getroffen. Galt Singen bis vor Kurzem als besonders gesundes Freizeitvergnügen (viel Atmen, viel Gesellschaft), gehört es in Zeiten von Corona plötzlich zu den besonders gefährlichen Aktivitäten (viel Atmen, viel Gesellschaft!).

Wir wollten uns vom Virus jedoch nicht in unserem Empfinden beeindrucken lassen, dass Singen weiterhin eine großartige Sache ist, totalen Spaß macht, unglaublich gut tut und auf jeden Fall eine Zukunft braucht. Daher wollten wir die pandemiebedingte Proben- und Konzertflaute nutzen, um uns stärker der kulturellen „Hintergrundarbeit“ zu widmen und eigene Songs zu schreiben. Entstanden ist eine Reihe von Liedern, die auf vielfältige Weise von Auf- und Umbrüchen handeln:

Alles ganz anders
handelt von der Klimakrise: von tauenden Permafrostböden, rutschenden Erdmassen und brennenden Wäldern. Ein hochaktuelles Lied, das sich im Finale auf die Hoffnungsseite des Lebens schlägt. Das Stück war bereits fertig, als wir im Ahrtal mit der Flutkatastrophe im Juni 2021 die Folgen der Klimakrise quasi vor der eigenen Haustür erlebten.
Gerne hätten wir „Alles ganz anders“ in der am 1.10.2021 im Oberhausener Gasometer gestarteten Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“  als Video produziert. Aufgrund der unerwartet hohen finanziellen Forderungen des Gasometers für den Videodreh mussten wir dieses Vorhaben leider aufgeben. Stattdessen haben wir vorerst ein auf Noten basierendes Video auf YouTube eingestellt.

Losgehn
beschreibt die Überwindung von Zweifeln, den richtigen Weg gewählt zu haben sowie die Freude und den Enthusiasmus, wenn sich der Knoten endlich löst. Der Chorsatz wechselt zwischen dreistimmigen, kompakten Textpassagen im nach vorwärts drängenden Refrain und von Hummings unterlegten Strophen, die von einer Stimmfarben-übergreifenden kleinen Gruppe gesungen werden können.

Die Möwe
ist ein Symbol für die traumwandlerische Gewissheit, mit der man überkommene, einengende und quälende Lebensmuster schließlich hinter sich lassen kann, wenn man Mut und Erfahrung zusammenwirken lässt und der richtige Augenblick gekommen ist. Das Lied ist als Solostück mit Backgroundchor angelegt.

Ich hab´ einen Traum
knüpft an der visionären Kraft von Martin Luther King an und fragt nach Träumen und Wünschen für das 21. Jahrhundert. Dabei haben wir zunächst über Visionäre der Vergangenheit nachgedacht: Menschen, die auf ihrem Arbeitsgebiet Großes geleistet haben, denen aber zu Lebzeiten die Anerkennung verweigert wurde, wie zum Beispiel dem ungarischen Gynäkologen Ignaz Semmelweis. Während er heute als Begründer der modernen Hygiene gilt (womit seinen Erkenntnissen während der Corona-Pandemie erneut eine hohe Bedeutung zukommt), wurden seine Forderung nach regelmäßiger Handdesinfektion von seinen Arztkollegen Mitte des 19. Jahrhunderts als inakzeptabel abgelehnt und verlacht. Welch ein Irrtum!
Als wir uns schließlich den heutigen Menschheitsträumen zuwandten stellten wir fest, dass es früher wie heute um Grundwerte des Zusammenlebens geht, die immer wieder aufs Neue benannt und verteidigt werden wollen.

Wie schön
ist ein Produkt der sozialen Abstinenz in 2020/21 und beschreibt die Freude, nach langer Zeit der Trennung endlich wieder im vertrauten Kreise zusammentreffen, singen und feiern zu können. Das Stück beginnt vergleichsweise brav, steigert sich aber gegen Ende in der Bridge zu partyhaften Tanzfreuden und einem enthusiastischem Finale.

Zwischenfazit
Es ist eine spannende Aufgabe, in so herausfordernden Zeiten, wie wir sie gerade erleben, neue Songs zu schreiben. Sie sollen berühren, aber nicht kitschig sein. Sie dürfen es ernst meinen, aber nicht streng wirken. Sie sollen unterhalten, ohne belanglos zu werden. Wir sind mitten in einem spannenden Lernprozess.

Wir haben das Glück, bei unseren Vorhaben mit musikalischem und technischem Know-how unterstützt und wohlwollend begleitet zu werden, z.B. von Many Miketta (musikalische Beratung, E-Bass, Mischung), Luca Miketta (u.a. Gitarre), Sonja Alefs, Sabine Kaminski und Ruth Miketta (Chorgesang), Hans-Jörg Scheffler (Videoschnitt, Arrangement) und Rainers wunderbaren Chören, die das eine oder andere Detail schon mal vorab ansingen – und bald vielleicht auch auf die Bühne bringen.

Weitere Kompositionen sind in Planung. Ein Teil davon soll im Laufe von 2022 im Rahmen eines Chor-Workshops vorgestellt werden.

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